Es war vor mehr als einem Jahr, als ich eine neue Software testete mit der man die Wärmeausbreitung in Bauteilen simulieren und somit auch optisch darstellen kann. Für den Test habe ich einen einfachen Gegenstand gesucht und bin, wie man es vermutlich auch häufig schon erlebt hat, bei der Kaffeemaschine mit meiner Frau ins Gespräch gekommen. Sie ist Schneiderin und kürzte zu dem Zeitpunkt Jeans für einen Kunden. Dabei erwähnte sie beiläufig das Wort Kirschkernkissen. Sie wollte immer schon mal sehen, wie sich die Wärme in einem Kissen ausbreitete. 

Gesagt getan, habe ich begonnen die Kirschkernkissen zu simulieren, habe mit Füllmenge, Kissengrößen gespielt und parallel angefangen die Simulationen mit Tests an der Mikrowelle zu bestätigen. Meine Frau hat mich dabei beobachtet und meinte, dass sie schon lange überlege, die Kissen zu nähen. Ich war zunächst skeptisch, aber der Ingenieur in mir war neugierig, einmal etwas anderes zu machen. 

Also haben wir zum erstmal gemeinsam angefangen, an einem Produkt zu arbeiten. Zwei bisher völlig unterschiedliche Welten. Wir haben bestehende Produkte gekauft, haben sie getestet, Versuche gemacht und bemerkt, dass die Kissen durch ständiges Erwärmen und Abkühlen eigentlich schnell verschleißen. Naturbaumwolle neigt zur Vergilbung. Außerdem ist es nicht ratsam, ein Kissen als komplett zu waschen. Man bekommt es nicht trocken. Ein Kirschkernkissen im Wäschetrocknern geht auch nur ein paar Mal gut, wie der Ingenieur in mir schnell lernen durfte und der Hobby-Handwerker in mir ebenfalls, zähneknirschend, als ich die Kirschkerne aus dem Trockner holen musste. Halb getrocknete Kissen neigen zur Schimmelbildung und im feuchten Zustand in der Mikrowelle kann es auch zu Komplikationen kommen. 

Nun werden diese Kissen sehr gerne bei Babys verwendet. Im Gegensatz zur Wärmflasche kühlt ein Kirschkernkissen nie vollständig aus, sondern passt sich irgendwann der Umgebungstemperatur an. Man wünscht sich aber auch in der Nähe eines Babys bestmögliche Hygiene. 

Darum haben wir angefangen, Kissenbezüge zu nähen und zu testen. Die ersten Versuche waren mit Reißverschlüssen und Druckknöpfen. Als Papa von 5 Kindern erinnere mich aber zu gut, wie viele Zwischenfälle wir mit diesen Verschluderten hatten. Deshalb haben wir uns bei unseren Kissen entschieden, eine Überlappung zu nähen, die auch ohne Knöpfe oder Reißverschlüsse sauber verschließt. Die zweite Hülle bietet außerdem gut Schutz, wenn einmal die Nähte des eigentlichen Kissens platzen. 

Somit war und ist es bisher doch ein sehr spannendes Projekt an einem Produkt zu arbeiten, dass schon alt ist wie die Menschheit. 

Und wir planen damit noch viel weiter. Zuerst aber hoffen wir, dass es angenommen wird und dass uns noch viele weitere Verbesserungsvorschläge zufliegen. Denn wir wollen damit Freude und Entspannung bereiten und Schritt für Schritt ein kleines, eigenständiges Unternehmen mit sozialem Fokus aufbauen, dass auch Menschen Arbeit zu fairen Bedingungen bietet, die sonst nicht mehr so leicht Arbeit finden.

Mehr dazu in einem späteren Beitrag... 

 

Oktober 14, 2020 — Juergen Brandner